09.03.2017, 19-21 Uhr

Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Deutsch-osteuropäisches Forum Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf

Ignatz Bubis (1927–1999) – Eine Erinnerung zum 90. Geburtstag

Vortrag von Fritz Backhaus

Schon der Umstand, dass Ignatz Bubis am 12. Januar 1927 im damals zum Deutschen Reich gehörenden Breslau geboren wurde, war eine Folge der gewaltigen und allzu oft gewalttätigen Verwerfungen im Europa des 20. Jahrhunderts. Seine Eltern waren 1919 aus Russland geflohen, das nach dem Zusammenbruch des Zarenreichs von einem brutalen Bürgerkrieg verheert wurde, der dort noch weit mehr zivile Opfer forderte als der vorangegangene Erste Weltkrieg. Die jüdische Bevölkerung, aus der Bubis‘ Familie stammte, hatte dabei besonders zu leiden. Die Flucht nach Deutschland brachte jedoch alles andere als Sicherheit vor antisemitischer Verfolgung. 1935 floh die Familie in die polnische Heimat von Ignatz Bubis‘ Mutter – im besetzten Polen wurden dann zahlreiche ihrer Mitglieder seit 1939 dennoch Opfer der rassistischen Massenmordpolitik der NS-Diktatur.
Der junge Ignatz Bubis selbst überlebte mit knapper Not, kehrte trotz allem nach Kriegsende nach Deutschland zurück und baute sich als Geschäftsmann erfolgreich eine Existenz auf. Bald übernahm er auch führende Funktionen in der Öffentlichkeit; zunächst in der Jüdischen Gemeinde seines Wohnortes Frankfurt/M., später auch im Zentralrat der Juden in Deutschland. Von 1992 bis zu seinem Tod war Bubis dessen Vorsitzender. Zudem hat er sich auch als aktiver Politiker immer wieder gegen die Diskriminierung von Menschen, gegen Vorurteile und für die freiheitliche Demokratie eingesetzt.
Der Referent Fritz Backhaus ist Stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main und ein ausgewiesener Kenner des Lebens und Wirkens von Ignatz Bubis.