09.06.2017, 19-21 Uhr

STIFTUNG GERHART-HAUPTMANN-HAUS, Deutsch-osteuropäisches Forum Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf

Überlebensglück. Eine autobiographische Spurensuche

Düsseldorfer Literaturtage – Lesung und Gespräch mit Prof. Dr. Oskar Negt

Oskar Negt, geboren 1934, zählt zu den bedeutendsten Sozialwissenschaftlern Deutschlands und ist ein wichtiger Vertreter der Frankfurter Schule. In seiner 2016 erschienenen Autobiografie »Überlebensglück« schildert er, wie sehr seine Kindheit und Jugend von schmerzhaften Erfahrungen und Erlebnissen geprägt waren. Zehn Jahre seines Lebens verbrachte der in Ostpreußen geborene Negt als Flüchtling. Im Januar 1945 floh der Elfjährige mit zwei Schwestern über Königsberg und Gotenhafen nach Dänemark. Hier lebten die Kinder zweieinhalb Jahre lang getrennt von den Eltern in einem Flüchtlingslager, bis die Familie nahe Ostberlin wieder zusammengeführt wurde. Dann erneute Flucht, diesmal Richtung Westen. Erst 1955 – in Oldenburg, mit dem Abiturzeugnis in der Hand – fühlte er sich angekommen und in Freiheit.
Seine individuelle Geschichte nimmt er zum Anlass, grundsätzliche Fragen zu stellen: über das autobiografische Schreiben, über gesellschaftliche Orientierung und Identität. Was ist nötig, damit ungünstige Lebensvoraussetzungen und traumatische Erfahrungen niemanden dauerhaft in der Opferrolle gefangen halten? Seine autobiografische Spurensuche weist weit über das eigene Schicksal hinaus.
Moderation: Michael Serrer (Literaturbüro NRW)

Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus