21.03.2017, 19-21 Uhr

Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Deutsch-osteuropäisches Forum Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf

Alfred Kantorowicz – ein deutsches Leben

Vortrag von Dr. Jörg B. Bilke

Mit unverkennbarer Bitterkeit resümierte Alfred Kantorowicz (1899–1979), geboren 1899 in Berlin in einer aus dem pommerschen Swinemünde stammenden jüdischen Familie, im Herbst 1960 die ersten drei Jahre seiner Existenz in der Bundesrepublik Deutschland: »Wer drüben raus ist, ist hier auch raus.« Im Sommer 1957 war Kantorowicz, bis dahin Professor für neueste deutsche Literatur an der Ost-Berliner Humboldt-Universität, nach West-Berlin geflohen. Bald übersiedelte er nach München. In der Bundesrepublik zunächst hochwillkommen als Vorzeigeobjekt der antikommunistischen Propaganda im Kalten Krieg, musste Kantorowicz bald lernen, dass er darüber hinaus eigentlich unerwünscht war in der »Adenauer-Republik«. Ein »Linker« immer noch, wenn auch nicht mehr Parteikommunist, ein Ex-Emigrant, ein ehemaliger Offizier der »Internationalen Brigaden« im Spanischen Bürgerkrieg, nein, den wollten viele in der Bundesrepublik eigentlich nicht haben. So kämpfte Kantorowicz lange Jahre gegen die westdeutschen Behörden um die Anerkennung seiner Wiedergutmachungsansprüche als Verfolgter des NS-Regimes – am Ende vergebens. Erst gegen Ende seines Lebens 1979 wurde ihm einige Anerkennung zuteil. Dr. Jörg B. Bilke resümiert das Leben Alfred Kantorowiczs, das ein Lehrstück der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert darstellt.