08.06.2017, 18 Uhr
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum
Wir und die Anderen: Warum wir Feinde brauchen.
Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Straub
Gibt es Menschen, die ganz ohne aggressive Gefühle gegen andere auskommen? Vielleicht – aber die Regel ist das wahrlich nicht. Die meisten von uns neigen dazu, andere abzuwerten, hin und wieder schlecht zu machen, sogar auf diese oder jene Weise zu bekämpfen. Menschen brauchen wohl bis auf Weiteres Feinde. Das mag kein Naturgesetz sein. Jedoch ist Feindschaft psychosozial funktional. Sie erfüllt eine ganze Reihe von Funktionen, die man durch bloßes Wunschdenken und gute Absichten leider nicht aus der Welt schafft. Der Sozialpsychologe Jürgen Straub erläutert in seinem Vortrag einige hartnäckige Gründe dafür, warum vielen Menschen Feinde durchaus gelegen kommen – selbst wenn sie das vor sich verbergen und gegenüber anderen abstreiten mögen. Das eigenartige Bedürfnis nach Feindseligkeiten und Feindschaften scheint oft so stark zu sein, dass Gruppen, wenn sie schon keine ‚natürlichen Feinde‘ haben, zur Not welche schaffen. Dies scheint irrational, ist aber keineswegs ohne Logik und Methode.
Jürgen Straub ist seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Sozialtheorie und Sozialpsychologie an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr- Universität Bochum (RUB); von April 2011 bis September 2013 war er Dekan dieser Fakultät. Seit Juli 2014 ist er Ko-Leiter des „Hans Kilian und Lotte Köhler Centrum für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und historische Anthropologie“ an der RUB.