24.09.2017 - 07.01.2018

Museum Morsbroich, Gustav-Heinemann-Strasse 80, 51377 Leverkusen

MIROSŁAW BAŁKA Die Spuren in Leverkusen

Mirosław Bałka ist einer der international bekanntesten polnischen Künstler seiner Generation. Sein seit den 1980-er Jahren kontinuierlich entwickeltes Œuvre umfasst neben Skulpturen, Video- und Soundarbeiten auch ortsspezifische Installationen und Zeichnungen.

Die Ausstellung Mirosław Bałka. Die Spuren, die er in enger Zusammenarbeit mit dem Museum Morsbroich konzipiert hat, ist die finale Ausstellung einer fast retrospektiv angelegten Trilogie, die mit Nerve.Construction im Museum of Arts in Lodz (2015) ihren Anfang nahm und mit CROSSOVER/S im Hangar Bicocca (Mailand, Italien, 2017) fortgeführt wurde. Während in Lodz Zeichnungen und Skulpturen seit Beginn seines künstlerischen Schaffens einander gegenübergestellt wurden und in Mailand 18 Installationen und Videoarbeiten eine enorme Industriehalle bespielt haben, inszeniert der Künstler im Museum Morsbroich in den 19 Ausstellungsräumen die Leere. 

Alltägliche Materialien und sparsame Gesten bestimmen den Parcours der Ausstellung, die sich beinahe ausschließlich auf die konzeptuellen, abstrakten Werke der letzten Jahre konzentriert. Sie sind von einer minimalistischen Formensprache geprägt. Erstmals waren solche Arbeiten 1989 in der Gruppenausstellung Dialog im Museum Kunstpalast in Düsseldorf zu sehen. Bezugspunkt vieler Arbeiten Bałkas ist hierbei der Körper bzw. die Körperlichkeit menschlicher Existenz. Während in den frühen Werken der Körper noch als Abbild in den Arbeiten vorhanden war, wird er seit 1990-er Jahren konsequent nur noch in einer abstrahierten Art und Weise behandelt.

Der bewusste künstlerische Schritt weg vom Figurativen war der Versuch des Künstlers, wie er es 1993 in einem Interview beschreibt, einen größeren Anspielungsreichtum in das Werk einzuführen: 
“In meinen früheren Arbeiten habe ich den Körper auf eine sehr wörtliche Art und Weise verwendet. … Nach einiger Zeit hatte ich meinen Hunger nach der Form des menschlichen Körpers gestillt. Ich interessierte mich für die Formen, die den Körper begleiten und die Spuren, die der Körper hinterlässt: ein Bett, ein Sarg, eine Urne.“ (MB)

Das Lesen der Spur, d.h. ein semiotisches Schlussfolgern aus Zeichen, verweist immer zugleich auf Abwesendes, auf ein nicht mehr oder noch nicht Vorhandenes oder mit anderen Worten auf die Leere. 

„My work is mostly about hiding, not about showing.“ (MB), so wird der Besucher in der Ausstellung fast zu einem ähnlich gewieften Spurenleser wie William von Baskerville in Umberto Ecos Roman Der Name der Rose. Denn ganz im Gegensatz zum minimalistischen Credo „What you see is what you see“ – kann der Rezipient sich bei den Arbeiten von Mirosław Bałka sicher sein, dass das, was er sieht, durch eine sehr lange kulturelle Erfahrung aufgeladen und mehrfach aufgebrochen ist. Eine Erfahrung, die sich auf biografische Aspekte und die Auseinandersetzung des Künstlers mit der Geschichte gründet – vornehmlich der Geschichte Polens mit dem durch die Nationalsozialisten verursachten, in den Holocaust mündenden, Grauen des Zweiten Weltkriegs. 

„What you see“ stellt also nur den Anfang einer fundierten und kritischen Wahrnehmungserfahrung der Besucher dar, die sich nicht immer nur auf das Sehen gründet, sondern auch das Bewegen im Raum sowie das Fühlen und Hören miteinschließt. Auf metaphorische Art und Weise verwandeln die Arbeiten Bałkas persönliche Erfahrungen oder konkrete Historie in existenzielle Fragen von Leben und Tod. Der strenge, entsagende Formalismus, den er mit sehr minimalen Formen und Gesten kombiniert, wird oftmals durch die Rauheit der Materialien wie Beton, Gips, Zement etc. noch gesteigert und zugleich durch Materialien wie Salz, Haar oder Asche, die an den Körper erinnern, assoziativ aufgeladen. 


„… I am always coming back to the subject of death, or rather to the feeling of the inevitability of death.” (MB)


Museum Morsbroich http://www.museum-morsbroich.de/index.php?id=aktuell&no_cache=1&tx_mbausstellungen_pi1%5Bexhibition%5D=93&tx_mbausstellungen_pi1%5BhideBackLink%5D=1&ftu=72f9a7fff24d58260b0e7583d52f407b

Mirosław Bałka (*1958 in Warschau, Polen) ist einer international meistbeachteten zeitgenössischen Künstler Polens. Sein seit den 1980-er Jahren kontinuierlich entwickeltes Werk setzt sich mit Themen menschlicher Existenz auseinander.

Kuratorin der Ausstellung ist Stefanie Kreuzer

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, dem 24. September 2017, um 12 Uhr im Spiegelsaal von Museum Morsbroich statt.