07.05.2024 18 Uhr

Westpreußisches Landesmuseum Warendorf, Klosterstraße 21, 48231 Warendorf

 

Georg Forster – Weltreisender, Forschungspionier und Revolutionär.

Vortrag mit Textbeispielen von Dr. Katja Schlenker und Prof. Dr. Winfrid Halder


Schon in jungen Jahren wurde der 1754 im westpreußischen Nassenhuben (heute Mokry Dwór), unweit von Danzig geborene Georg Forster ein berühmter Mann – konnte er doch für sich in Anspruch nehmen, mehr von der Welt gesehen zu haben als fast alle anderen Zeitgenossen. Denn mit gerade 18 Jahren hatte er 1772 die Weltumseglung angetreten, die sein restliches Leben prägen sollte. Der junge Forster war der unentbehrliche Helfer seines Vaters Reinhold Forster (1729-1798), der, ursprünglich evangelischer Pfarrer, als naturwissenschaftlicher Experte zur Mannschaft des britischen Forschungsschiffs „Resolution“ gehörte. Dieses stand unter dem Kommando von Kapitän James Cook (1728-1779), der bis 1775 damit die zweite seiner drei berühmten Entdeckungsreisen durchführte, die in die polynesische Inselwelt, aber auch Teile der Antarktis führte. Georg Forsters 1777 veröffentlichter Reisebericht machte ihn schlagartig zu einem in ganz Europa hochgeschätzten Autor, der mit Goethe und zahlreichen anderen Angehörigen der intellektuellen Elite bekannt wurde und korrespondierte. Eine rasche Karriere als Professor an verschiedenen Universitäten schloss sich an. Der junge Alexander von Humboldt (1769-1859), der im Frühjahr 1790 zeitweilig Reisebegleiter Forsters war, erhielt durch ihn dauerhaft wirkende Anregungen.

Eine entscheidende Wende in seinem Leben brachte die Französische Revolution seit 1789 mit sich, denn Forster stand ihr mit großer Sympathie gegenüber. Anders als viele andere Angehörige der deutschen Bildungsschicht, die in der Frühphase der Revolution ähnlich dachten, betätigte sich Forster jedoch auch aktiv politisch. Nach der Besetzung von Mainz durch Truppen des revolutionären Frankreichs im Herbst 1792 gehörte er zu den Gründern der „Mainzer Republik“. In dieser sollten die revolutionären Ideale verwirklicht werden – allerdings wurde die Stadt bereits im Sommer 1793 durch preußische Truppen zurückerobert. Forster entging der Verhaftung, da er sich als Vertreter der Mainzer Republik in Paris aufhielt. Dort musste er nun im unfreiwilligen Exil bleiben und starb schon Anfang 1794, noch nicht 40 Jahre alt, in ärmlichen Verhältnissen.

In der Zeit der Gegenrevolution und des aufkommenden Nationalismus wurde sein Name bewusst verdrängt; erst im 20. Jahrhundert wurde Georg Forsters Rang als Autor und Naturforscher wieder angemessen gewürdigt. Heute, 230 Jahre nach seinem Tod, gilt er als bahnbrechender Pionier der naturwissenschaftlichen und ethnologischen Forschung. Forsters Texte, die auszugsweise vorgestellt werden, werden noch immer wegen ihres hohen literarischen Ranges, aber auch wegen ihres unvoreingenommenen, von Empathie geleiteten Blickes auf die indigenen Bewohner Polynesiens und deren Kultur gerühmt.