07.09.2017 - 08.09.2017

Ort: Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI) | Goethestraße 31 | 45128 Essen

Workshop: Qualitativ-empirische und ethnographische Zugänge zu kollektiven Protestformen

ReferentInnen: Georg Betz, Andrea Noll, Jessica Pflüger, Peter Ullrich u.a.

Die Idee diesen Workshop zu organisieren, resultiert aus einem vorangegangen Workshop Protestkulturen in Zeiten von Krisen auf der DGV-Jahrestagung in Marburg in 2015. Dort inspirierten uns einige spannende Vorträge, etwa zu Occupy Ghana oder Stadtbesetzungen der Intern-Vertriebenen in Bogota ein Sonderheft zum Thema Urbaner Widerstand im globalen Süden herauszugeben, in dem kollektive Protestformen, Mobilisierung, framing und andere soziale Praktiken aus einer qualitativ-empirischen und ethnographischen Perspektive im Zentrum stehen. Während der Zusammenarbeit wurde deutlich, dass dieser Art Untersuchungsgegenstand unseren Anspruch, ethnographische Forschung zu betreiben, vor besondere Herausforderungen stellt: Was bedeutet es, in dem sehr dynamischen Umfeld von post-Konflikt Gebieten wie bspw. Libyen über Frauenbewegungen zu forschen? Oder wie die folgende Sequenz zeigt: Wie setzen wir die Erlebnisse im Feld mit den Erfahrungen in unserem nicht-akademischen Alltag in Beziehung?

Diese und viele damit zusammenhänge Fragen veranlassten uns, einen weiteren Workshop zu organisieren, der im Zeichen der methodischen und methodologischen Herausforderungen steht. Im Kern geht es um die Frage, wie kollektive Protestformen, Inszenierung, Besetzung öffentlicher und virtueller Räume, framing von Zukunftsvisionen und Utopien und die Formen der Wissensproduktion, Netzwerkstrukturen, Ritualisierungen, qualitativ-empirisch und insbesondere ethnographisch erforscht werden können.

Der Workshop interessiert sich folglich dafür, WIE ForscherInnen Proteste und soziale Bewegungen untersuchen - die für oder gegen sozialen Wandel agieren, im Kontext von wachsenden politischen, wirtschaftlichen, sozialen und migrationsbedingten Verflechtungen sowie Aktivismus-Netzwerken. Wie erforscht man dabei Netzwerke, die an verschiedenen Orten (Dorf, Stadtviertel, Stadt, Land) gebunden sind, aber Orts- und länderübergreifend wirken und sich manifestieren? Wie positionieren wir, als Forscherinnen und Forscher, uns in Bezug auf die aktivistischen Perspektiven und Anliegen? Wie gehen wir mit krisenhaften Situationen um, die im Zuge von Protestbewegungen, nicht immer absehbar, auftreten können? Das Ziel des Workshops ist es, die Besonderheiten qualitativ-empirischer und ethnographischer Forschungssituationen herauszuarbeiten, welche die Vielfalt von kollektiven, translokalen bzw. auch im Sinne des KWI-Schwerpunktes interkulturellen Protestpraktiken in verschiedenen lokalen Settings der Welt sowie deren Verflechtungs- und Interaktionszusammenhänge zum Gegenstand haben.
Gefragt wird insbesondere, wie ForscherInnen Protest als dynamischen Prozess untersuchen und ihren Feldzugang in schwierigen und zum Teil sehr konfliktgeprägten Orten gestalten, welche Methoden sich für die Untersuchung kollektiver, translokaler Protestpraktiken eignen.

Kulturwissenschaftliches Institut Essen