Die Leben des Paul Zech.

Buchvorstellung und Gespräch mit Alfred Hübner

 

Nein, es handelt sich nicht um einen Druckfehler, wenn hier von »Leben« in der Mehrzahl die Rede ist. Denn wir wissen zwar, dass der bedeutende Dichter Paul Zech 1881 im westpreußischen Briesen (heute Wąbrzeźno) geboren wurde und dass er 1946 in der argentinischen Metropole Buenos Aires als verarmter Emigrant starb, dazwischen aber hat Zech selbst seine Biographie beständig immer wieder »neu erfunden«. Das hatte zur Folge, dass lange Zeit diverse Versionen davon im Umlauf waren und viele Ungewissheiten und Fragezeichen blieben. So war etwa unklar, warum Zech nach Barmen (heute Teil Wuppertals) kam, wann genau und welcher Tätigkeit er dort wirklich nachging. Sicher scheint zu sein, dass er die berühmte Elberfelder Dichter-Kollegin Else Lasker-Schüler (1869–1945) nicht – wie von ihm behauptet – schon damals, also um 1901, kennenlernte, sondern erst erheblich später, als Zech – wie Lasker-Schüler lange vor ihm – nach Berlin gegangen war. Dort fand er seit 1912 wachsende Anerkennung, vor allem mit seinen Gedichten. Die Neigung, Wahres und Erfundenes zu vermischen, zeigte sich aber etwa auch in seinen Tagebüchern aus dem Ersten Weltkrieg. Selbst die Gründe für Zechs Emigration 1933 waren nicht völlig durchsichtig.

Der Pforzheimer Germanist und Theaterwissenschaftler Alfred Hübner hat sich viele Jahre mit »den Leben« des Paul Zech befasst und dabei zahlreiche Legenden widerlegt und Dunkles aufgehellt. Das Ergebnis legte er 2021 in einer voluminösen Lebensbeschreibung Zechs vor, bei der es sich zweifellos um das fortan gültige Standardwerk handelt.