Ein Jahr lang dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der den Menschen Leid, Zerstörung und Tod bringt. Die Realität des Krieges, den noch vor einem Jahr viele für unmöglich gehalten haben, wird zum schrecklichen Alltag, mit dem die Menschen in der Ukraine konfrontiert sind. Sie zeugt aber auch von der bewundernswerten Widerstandskraft, dem Mut und der ungebrochenen Solidarität der Ukrainerinnen und Ukrainer, die die Pläne des russischen Tyrannen über eine schnelle Eroberung der Ukraine zunichte gemacht haben und entschlossen sind, ihr Land weiterhin mit Waffen zu verteidigen.

Das Jahr des Krieges hat auch die europäische Gesellschaft verändert. Nach einem anfänglichen Schock angesichts der Sinnlosigkeit und Brutalität der Aggression entstehen überall in Europa neue Formen der Solidarität mit der Ukraine, die nicht nur von Mitleid, sondern vom Bewusstsein des Einstehens für gemeinsame europäische Werte getragen sind.

Auch die akademische Welt hat sich in diesem Kriegsjahr grundsätzlich verändert. Die bisherigen Kooperationen mit den russischen Hochschulen, die die Aggression gegen die Ukraine in servilen Bekundungen gutgeheißen haben, wurden gestoppt. Dagegen wird die Unterstützung der ukrainischen Studierenden und Forschenden kontinuierlich ausgebaut. Es entstehen neue Kooperations- und Förderprogramme, die es ihnen ermöglichen sollen, ihr Studium und ihre Forschungen in dieser Notsituation fortzusetzen. Auch die russischen und belarussischen Akademikerinnen und Akademiker, die wegen ihrer Kritik am russischen Militarismus entlassen wurden oder aus Protest gegen den Krieg aus dem Land fliehen mussten, finden Hilfe im europäischen Wissenschaftssystem. Die Ruhr-Universität Bochum engagiert sich in diesen Initiativen in Form diverser Programme für scholars at risk. Die Fakultät für Philologie und das Seminar für Slavistik/Lotman-Institut sind dabei mit eigenen Unterstützungsprogrammen vertreten.

Die Veränderungen, die die Welt seit dem Kriegsbeginn vor einem Jahr erfahren hat, sind so gewaltig und irreversibel, dass niemand ihren Umfang und ihre Folgen überblicken kann. Doch die Erfahrung einer breiten europäischen Solidarität mit der angegriffenen Ukraine bringt auch die Zuversicht auf eine neue Zukunft, in der die Werte der Freiheit, der Demokratie und der Menschenrechte wieder eine starke Überzeugungskraft erlangen werden. Auch das Andenken an die Opfer und das Leid der Ukraine, die die Bilder des polnischen Fotografen Grzegorz Litynski uns nahebringen, werden zum Grundstein dieser Zukunft werden.

Ausführlichere Informationen zur Vorgeschichte und den Hintergründen des Kriegs sieh in: Gwendolyn Sasse: Der Krieg gegen die Ukraine. Hintergründe, Ereignisse, Folgen. München: C.H.Beck. 2022 (in der UB als eBook zugänglich)

Grzegorz Litynski © Fotos aus dem Kyiv-Gebiet und Donbas zwischen März und Dezember 2022

www.litynski.com